Pupikofer, Die Entwicklung der Kunst in der Schweiz
Die Kunst ist nicht plötzlich entstanden, sondern hat sich, wie alles andere, im Lauf der Zeiten entwickelt. Sie ist zum Teil aus der Technik, zum Teil aber aus dem Bestreben hervorgegangen, das, was die Sinne, besonders Auge und Ohr erfasst haben, in verschönerter Form wiederzugeben. Kein Volk der Erde entbehrt der Künste; selbst bei den Wilden sieht man allerlei Kunstübung. So weit der Blick des Forschers in die Vergangenheit zurückreicht, findet er, wie bei den Kultur- und Naturvölkern von heute, einen gewissen Kunstsinn ausgeprägt. Manchmal stösst der Urgeschichtsforscher auf künstlerische Werke, die sein Erstaunen erregen. Man kennt z. B. von den vor Jahrtausenden lebenden Höhlenbewohnern Frankreichs Zeichnungen, Schnitzereien und Malereien, deren Schönheit zur Frage drängt, wie es denn möglich war, dass Leute, die nicht einmal verstanden, Hütten zu bauen, Tiere zu zähmen oder aus Ton Gefässe zu formen, solche Kunstwerke zustande brachten. Und doch ist kein Zweifel, dass die Höhlenbewohner Alt-Europas so gut geschnitzt, gemalt und gezeichnet haben, wie es später lange nicht mehr geschah.
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